STILLER HAS

Rock Poesie Legende

Stiller Has

Fr. 29. Juli 2011 / 20.00 Uhr

Und immer wieder übertreffen STILLER HAS sich selber! Himmeltraurig schön ist der waidwunde Blues des letzten Albums «So verdorbe», und nie zuvor wurde der Wortschöpfer, Schausänger und Stimmspieler Endo Anaconda von einer Band so kongenial umgarnt wie von der aktuellen Formation mit Gitarrist Schifer Schafer, Bassistin Salome Buser und Schlagzeuger Markus Fürst. In Songs um Sucht und Sehnen, Lebenslust und Todesahnung halten STILLER HAS mit dem ihnen eigenen poetischen Sarkasmus der Schweiz den Spiegel vor. «I wott meh, meh als mönschemüglech isch», ruft Anaconda dem Land zu: «I wott nech ändlech lache gseh!» Uns will er lachen sehen, er bringt uns auch dazu, selber hat er wenig zu lachen. «Ä Gloon, wo grännet, hänkt im Fänschterchrüz», singt Anaconda, und der traurige Clown ist er selber. Hier singt einer, der leidet am Leben, es dennoch immer wieder auskosten will und dabei immer wieder scheitert: «Vilech gits o d Liebi nid, u s blibt nume d Sehnsucht zrugg, u di hett länger, vil vil länger als jedes läbeslange Glück.» Da klingt schon der Tod an, und er huscht in «So verdorbe» als Schatten über jede Zeile, mal getarnt als Novembernebel, mal als «Chlyne Tod» – «lieber chli tot als ohni Liebi müesse läbe» –, mal ganz offen: «E letschte Schluck usem Hänkerbrunne, u d Aareschleife zieht sech zue.» Wie viel Endo, die Persona dieser Lieder, mit dem Privatmenschen dahinter gemein hat, können wir nur erahnen. Er wirkt aber jederzeit echt und jedenfalls berührend, dieser ins Straucheln vernarrte Protagonist von «So verdorbe», der sich vornimmt, nur noch die Hälfte zu rauchen, weniger zu saufen, der gelobt: «I lache u gränne nümm zur glyche Zyt» und doch hemmungs- und schamlos genau dies tut, gleichzeitig greint und grinst. Denn wie der Tod schreit auch das Leben aus jeder Zeile, ein stetes Ringen um abgebrochene Aufbrüche ist diese Musik, um Leben und Sterben – und dieses Ringen heisst Blues...... (Bänz Friedli 2010)


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